Der Papst und die Tänzerinnen. Zur Forlane des Tombeau de Couperin

In der Forlane, einem der wenigen Stücke Ravels, dessen ›Modell‹ nicht nur bekannt, sondern in der Komposition auch tatsächlich greifbar ist, treten komplexe polymodale Chromatik und modal-diatonische Schlichtheit in ein Spannungsverhältnis, das bis zum Schluss unaufgelöst bleibt. Bezeichnenderweise...

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Bibliographic Details
Main Author: Volker Helbing
Format: Article
Language:deu
Published: Gesellschaft für Musiktheorie (GMTH) 2008-01-01
Series:Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie
Subjects:
Online Access:https://storage.gmth.de/zgmth/pdf/273
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Description
Summary:In der Forlane, einem der wenigen Stücke Ravels, dessen ›Modell‹ nicht nur bekannt, sondern in der Komposition auch tatsächlich greifbar ist, treten komplexe polymodale Chromatik und modal-diatonische Schlichtheit in ein Spannungsverhältnis, das bis zum Schluss unaufgelöst bleibt. Bezeichnenderweise lösen die beiden Bereiche umso schneller einander ab, je mehr Fragmente der Couperinschen Forlane in den Zyklus von Refrain und Couplets eindringen. Eine gleichsam präraffaelitische, wiewohl ironisch mehrfach gebrochene Sehnsucht nach einer leittonlosen Modalität, die weit über Couperin in eine fiktive Vorvergangenheit zurückgreift, und eine Lust am Experiment mit komplexen Intervallkonstellationen bestimmen die Pole dieses Stücks, das wie kaum ein zweites Ravel als einen Meister des Oxymorons zeigt. Der Satz wird nicht ›abstrakt‹ analysiert, sondern vor einem dreifachen Hintergrund, der aus dem ›Modell‹ (die Forlane aus Couperins Huitième Concert Royal), dessen Klavierbearbeitung durch Ravel (1914) und den zyklischen Vorgaben des Tombeau de Couperin besteht.
ISSN:1862-6742