Satzmodelle des ›Contrapunto alla mente‹ und ihre Bedeutung für den Stilwandel um 1600

Vom 15. bis 17. Jahrhundert wurde die mehrstimmige Vokalimprovisation (der ›Contrapunto alla mente‹) anhand sequenzieller Cantus-firmus-Modelle und imitatorischer Sequenzen gelehrt. Diese bis ins 18. Jahrhundert nachwirkende Lehrtradition erweist sich als ein theoriegeschichtlicher ›missing link‹: K...

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Bibliographic Details
Main Author: Folker Froebe
Format: Article
Language:deu
Published: Gesellschaft für Musiktheorie (GMTH) 2007-01-01
Series:Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie
Subjects:
Online Access:https://storage.gmth.de/zgmth/pdf/244
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Description
Summary:Vom 15. bis 17. Jahrhundert wurde die mehrstimmige Vokalimprovisation (der ›Contrapunto alla mente‹) anhand sequenzieller Cantus-firmus-Modelle und imitatorischer Sequenzen gelehrt. Diese bis ins 18. Jahrhundert nachwirkende Lehrtradition erweist sich als ein theoriegeschichtlicher ›missing link‹: Kaum sonst in musiktheoretischen Zeugnissen wird die entwicklungsgeschichtliche Kontinuität von der Vokalpolyphonie des 15. und 16. Jahrhunderts zum ›modellgestützten‹ Kontrapunkt des Generalbasszeitalters so deutlich. Eine nähere Betrachtung der zentralen Quellen zwischen 1553 und 1630 lässt erkennen, dass die vokale Improvisationslehre zugleich eine implizite Theorie des konzertanten Kontrapunkts zur Verfügung stellt: Die Modelle der sequenzbasierten Improvisationsdidaktik bewahren ältere Praktiken der Generation Josquins und antizipieren (bzw. reflektieren) zugleich den ›Stilwandel‹ der musikalischen ›Hochsprache‹ um 1600. Kompositionsgeschichtliche Schlaglichter beleuchten die Transformation der tradierten Modelle und die für den neuen Stil charakteristischen Techniken ihrer Inszenierung.
ISSN:1862-6742