›Fallende Quintanstiege‹. Ein Modellversuch

Die Modellsystematik ist ein inzwischen weit verzweigtes Teilgebiet der musikalischen Analyse. Eine Vielzahl von neu- bzw. wiederentdeckten Kompositionslehren vor allem des 17.–19. Jahrhunderts in der zurückliegenden Zeit führt zu einer wachsenden und immer detaillierter erfassbaren Palette der zur...

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Bibliographic Details
Main Author: Stephan Lewandowski
Format: Article
Language:deu
Published: Gesellschaft für Musiktheorie (GMTH) 2010-01-01
Series:Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie
Subjects:
Online Access:https://storage.gmth.de/zgmth/pdf/508
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Description
Summary:Die Modellsystematik ist ein inzwischen weit verzweigtes Teilgebiet der musikalischen Analyse. Eine Vielzahl von neu- bzw. wiederentdeckten Kompositionslehren vor allem des 17.–19. Jahrhunderts in der zurückliegenden Zeit führt zu einer wachsenden und immer detaillierter erfassbaren Palette der zur Verfügung stehenden harmonisch-kontrapunktischen Modelle. Bislang wenig beachtet sind dabei ›fallende Quintanstiege‹, ein schrittweise abwärts verlaufendes Sequenzmodell, in welchem die Fundamentaltöne der zugrundeliegenden Harmonien innerhalb jedes Sequenzgliedes im Abstand einer steigenden Quinte/fallenden Quarte stehen. Verfolgen lassen sich ›fallende Quintanstiege‹ durch viele Epochen der Musikgeschichte hindurch, angefangen im 16. Jahrhundert bis hin zur Spätromantik. Auch in tonaler Gebrauchsmusik stellen sie ein nicht seltenes satztechnisches Modell dar. In verschiedenen kompositionsgeschichtlichen respektive stilistischen Kontexten nehmen ›fallende Quintanstiege‹ dabei unterschiedlichste semantische Bedeutungen an. So erscheint das Modell als Variante der Ausharmonisierung eines chromatischen Lamentobasses ebenso wie als satztechnisches wie hörend erfassbares Gegenstück zu aufsteigenden Quintfällen. Sein Auftreten in zahlreichen Musikbeispielen sowie sein Vorkommen in historischen Traktaten zur Kompositionslehre qualifizieren es als eigenständigen musikalischen Topos.
ISSN:1862-6742